Die SAMW und der Schweizerische Wissenschaftsrat (SWR) beschäftigen sich seit mehreren Jahren mit dem sich wandelnden Verständnis von Gesundheit und Krankheit sowie seinen Auswirkungen auf Gesellschaft und Medizin. Die Publikation «Patient, Arzt, Big Data – wer hat die Definitionsmacht?» ist das Ergebnis eines gemeinsam organisierten Workshops und bietet einen raschen Einstieg ins Thema.
Die SAMW lancierte 1999 das Projekt «Zukunft Medizin Schweiz». Bereits in diesem Zusammenhang stellten Mitglieder der Akademie fest, dass sie zwar die Medizin definieren, aber über die Begriffsbestimmung von Gesundheit keinen Konsens erzielen konnten. Auch im Rahmen später lancierter Projekte, etwa «Nachhaltiges Gesundheitssystem» in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften, sah sich die SAMW mit Fragen zum Verständnis von Gesundheit und Krankheit konfrontiert.
Der SWR seinerseits hat in seinem Arbeitsprogramm 2016 – 2019 als eines der übergreifenden Themen die «Konturierung des Menschlichen in Gesundheit und Krankheit» gewählt, wobei er davon ausgeht, dass jedes Gesundheitsverständnis auf Annahmen über das Menschsein beruht.
Aus dem übereinstimmenden Interesse beider Institutionen entstand die Idee eines gemeinsamen Workshops. Die Veranstaltung fand am 18. April 2018 in Bern statt und sollte dazu dienen, erste Erkenntnisse dieser Überlegungen zusammenzuführen und mit Hilfe von Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen die wichtigsten Herausforderungen für die Schweiz zu identifizieren.
Am Workshop wurde insbesondere diskutiert, ob die heutigen Begriffe von Gesundheit und Krankheit neu definiert werden müssen, um dem Zeitalter von Big Data und künstlicher Intelligenz besser gerecht zu werden. Wenn ja, welche Organisation soll welche Rolle übernehmen, um die Wissenschaft und die Gesellschaft bei diesem Prozess zu begleiten? Der Austausch konzentrierte sich auf drei Sichtweisen auf die Gesundheit: Die mittels wissenschaftlicher Daten erfasste Gesundheit, die Gesundheit aus Sicht der Fachleute und die Gesundheit als öffentliches Gut. Im Zentrum sollten dabei stets die Standpunkte und Interessen der Patientinnen und Patienten stehen. Aus den Erkenntnissen des Workshops entstand eine Publikation, die auf Deutsch, Französisch und Englisch erschienen ist.